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  • AutorenbildSonja Mulde

Leichtigkeit trotz Trauer?


Leichtigkeit und Trauer, passt das zusammen?

Gerade in den letzten Tagen, durfte ich einige Seelen begleiten, die ihre letzte Reise hier begonnen haben. Wie ungern wir Menschen über „das Thema Tod und Sterben“ sprechen, wurde mir dadurch wieder einmal sehr deutlich. Es ist ein bisschen so wie in den Filmen von Harry Potter, bloß nicht den Namen "Lord Voldemort" aussprechen. Am Liebsten wird: Tod und Sterben grundsätzlich totgeschwiegen. Aber warum? In den letzten Tagen durfte ich erneut erleben, wie klar und offen Tiere über ihren eigenen Tod und auch, über ihr Sterben sprechen. Oft haben Tiere sogar klare Wünsche und auch eigene Ansichten dazu, oder was sie dazu benötigen, was sie in den absolut intimsten Moment von uns Menschen brauchen oder eben auch nicht. Wünsche und Ansichten zum Sterben sind so individuell, wie das Sterben selbst. Es geht darum, das Sterben zu erleben. Klingt komisch oder? Als ich gestern in einem Bücherladen an einem Kartenstand Halt machte, fiel mein Blick „zufällig“ auf die Beileidskarten. Und da stand auf jeder Karte folgendes: In stiller Trauer… in stillen Gedanken. Wir Menschen möchten uns so gern mitteilen an „den/die Trauernden“, wissen aber oft nicht wie und nehmen eine solche Karte, um unser Beileid zu bekunden. Jede Karte war entweder schwarz, grau oder Silber mit weiß. Farben Fehlanzeige, zu mindestens in dem Geschäft. Uns fehlen oft die Worte und wir wissen nicht, was wir schreiben sollen und was "ok" ist für den anderen. Wir haben sogar zum Teil gelernt, dass über Tod und Sterben nicht mal gesprochen wird, ob nun zu Lebzeiten oder auch danach. Doch ist das der richtige Weg? Ist Trauer nur schwarz und leise? Ich durfte von den Tieren etwas anderes lernen. In vielen Begleitungen ist sterben sehr willkommen, bunt und „laut“. Es gibt kein richtig oder falsch an Worten, es gibt aber wahnsinnig viel unausgesprochene Worte, sehr viel „ungeweinte“ Tränen, sehr viel deckeln, statt spüren und zulassen bei uns Menschen. Genau das spiegelte sich gestern in meinen Beobachtungen wieder. Trauer hat still zu sein, so schreiben es uns gewissermaßen sogar Trauerkarten vor. Oft fühlen wir uns hilflos, wie gelähmt in den Momenten, doch möchte ich unbedingt hier schreiben, dass es keinen Fahrplan dafür gibt, wie lange wir trauern, wie lange wir brauchen, um das zu verarbeiten, wenn ein Tier oder ein Mensch uns vorausgeht. Und wie auch immer Ihre persönlichen Ansichten dazu sind, ob Sie an Reinkarnation glauben oder nicht, ob Sie bei dem „Thema“ an eine Regenbogenbrücke denken, oder ob Sie glauben, danach kommt einfach gar nichts mehr, so möchte ich Sie daran erinnern und teilhaben lassen, es gibt nicht "richtig und falsch" dabei. Wir dürfen in den Phasen, in den Zeiten unsere eigenen Erfahrungen machen, unseren eigenen Weg finden, damit umzugehen, genau wie unsere Tiere. Und in vielen Gesprächen mit ihnen, durfte ich hören, dass Sterben viel mehr ist als Schmerz, Schwarz und Angst, sondern, das Sterben auch leicht sein darf und kann. Dass Sterben für Tiere oft ein natürlicher und bewusster Prozess ist, während uns Menschen allein bei solchen Gedanken schon das Herz schwer wird und wir diese Gedanken schnell wieder wegschieben wollen… Ja, ich kenne solche Gefühle auch nur zu gut... Und dennoch lade ich Sie herzlich ein, die Trauer zu leben, hinzuspüren, wie es einem gut tut, zu weinen, zu schweigen oder darüber zu reden, wann immer unser Innenleben, unser Herz dazu bereit ist. Denn deckeln ist keine Heilung, keine Verarbeitung. Trauer ist viel mehr als Schwarz und still mit Zeitangabe.

Wo kommen aber nun unsere Gedanken dazu her? Wann und wie wurden sie geformt, geprägt, wann haben wir es so in uns abgespeichert, dass Trauer pauschal gesagt, schwarz und schwer sein muss? Wurde es uns vorgelebt? Ist es in unserer Kultur hier nun mal so und woanders wird viel gelacht und es "be-feiert", wenn ein Wesen verstorben ist? Wird es vielleicht sogar von uns erwartet sehr traurig zu sein? Wurden wir Kinder gut begleitet, als vielleicht unsere Oma oder unser geliebtes Tier verstorben ist? Konnten wir Fragen stellen, darüber reden und haben wir uns Zeit genommen zum trauern?


Würden wir einfach auf eine Trauerfeier in z.B. grüner Kleidung kommen? Nein, "sowas macht man nicht". Wann wurde das festgelegt und die Frage, die ich mir gerade stelle ist, müssen wir in dieser Spur bleiben? Oder erlauben wir uns einmal den Gedanken, wie eine selbst gestaltete Trauerkarte zum Beispiel aussehen würde, worüber würden wir gerne mal sprechen ... was würden wir gern anziehen, ...was hat sich die andere Seele vielleicht dazu sogar gewünscht? Ich war einmal auf einer Trauerfeier, (dass Wort in sich, wenn man es wirken lässt, klingt übrigens traurig und auch irgendwie nach Fete), in der es ausdrücklich hieß: kommt in den hellsten Farben... Ungewöhnlich für viele Anwesenden, weil man es ja so gelernt hat, dass man in Schwarz kommen sollte, aber selbst darüber wird nicht groß gesprochen, es ist ja irgendwann mal so festgelegt worden. Ich persönlich mag dennoch darüber nachdenken und auch die Wünsche der Sterbenden dazu respektieren, sie hören, wenn es geht und erfüllen.

Leider ist auch das Angebot von Trauerkarten nicht überwiegend farbenfroh ausgelegt, weil es eben kein "fröhlicher Anlass" ist. Nicht für die Trauernden, nein, meist ist es das nicht, aber für einige Sterbende schon. So durfte ich in den letzten Jahren erfahren, es gibt auch mehr "Feier als Trauer" da draußen. Manche wünschen sich nachdem sie verstorben sind, oder währenddessen nicht die absolute Ruhe und Abgeschiedenheit. Ich denke, es darf alles sein und wir brauchen nicht nur an "Schema F" zu denken. Und sicherlich gibt es die aller verschiedensten Situationen und Erfahrungen dazu und ich möchte hier nicht bewerten in gut und nicht gut, denn es ist und bleibt nun mal Ansichts- und auch "Gefühlssache". Oder bei uns Menschen auch einfach, Prägung. Doch darf ich das sehr wohl hinterfragen und mir mein eigenes Bild und meine eigenen Erfahrungen dazu machen. Und dafür danke ich den Tieren und ihren Menschen aus tiefsten Herzen, dass sie mich lehren und mir die Möglichkeit geben, über Tod und Sterben zu sprechen, nachzudenken und zu spüren, dass es mehr gibt als Schwarz und Grau. Danke! Und so ist gestern in meiner Holzliebe Arbeit diese Feder entstanden. Sie steht für mehr Leichtigkeit, trotz oder gerade der schweren Zeiten für alle, die gerade trauern und sich ausdrücken möchten. Ich fühle mit euch. Mag die Feder uns daran erinnern, wie bunt das Leben ist, wie sanft und wie vielfältig Trauer sein kann. Dass Trauer nicht immer nur schwer sein kann oder muss, dass wir uns selbst erlauben können, Trauer auch "bunt sehen zu dürfen"...

Liebe Seelen da oben, ich sehe euch. Möget ihr euren Platz finden. Mögen eure Menschen ihre eigene Trauer leben, in ihren eigenen Farben, in ganz eigenen Worten und in ihrem eigenem Tempo.

Dabei denke ich ernsthaft darüber nach, irgendwann vielleicht eigene Trauerkarten herzustellen/zu designen..., aus der Grundlage hervorgehend, von den vielen Gesprächen & Erinnerungen der Tiere und Menschen, die mich lehrten und weiter lehren, dass Trauer auch lebendig sein darf...


Von Herzen, Sonja.







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