Die Tiernotfallkarte - kleine Karte, große Wirkung
- Sonja Mulde
- vor 2 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Niemand rechnet mit einem Unfall. Und doch kann er uns jederzeit überraschen, im Straßenverkehr, auf dem Weg zur Arbeit, beim Einkaufen und so weiter. Während wir Menschen schnell versorgt und in ein Krankenhaus gebracht werden, bleibt eine Frage oft unbeachtet: Was passiert in dieser Zeit mit meinem Tier?
Ob Hund, Katze, Vogel oder Meerschweinchen, viele Tiere bleiben in solchen Momenten allein zu Hause. Ohne Hinweise auf ihre Anwesenheit bleibt dies häufig unentdeckt (setzt voraus, man ist so schwer verunfallt, dass man sich niemandem mitteilen kann). Vielleicht hören Nachbarn den Hund bellen oder die Katze miauen und in dem Fall wird meist das Ordnungsamt oder ein Tierschutzverein verständigt. Oft landen die Tiere daraufhin vorübergehend im Tierheim, bis geklärt ist, wer sich kümmern kann. Auch die Feuerwehr wird manchmal gerufen, wenn Tiere tagelang allein in der Wohnung bleiben. Für die Einsatzkräfte ist das eine schwierige Situation, sie wollen helfen, haben aber keine direkten Informationen, an wen sie sich wenden können. Das Tier gerät so in fremde Hände, was zusätzlichen Stress bedeutet, sowohl für das Tier als auch für dich, wenn du nach deiner Genesung davon erfährst.

Im Falle eines schweren Unfalls sind wir nunmal nicht in der Lage, den Rettungskräften Bescheid zu geben. Auch Kinder sind betroffen, die u.a. gerade von der Schule nach Hause kommen, brauchen eine Betreuung und Halt, wo sie hingehen können. In solchen Situationen muss die Polizei schnell entscheiden, wie und wer sich um sie kümmert, während das Tier ebenfalls versorgt werden muss.
Natürlich sind das keine schönen Gedanken, und ich schreibe lieber Blogartikel über positive Erlebnisse mit unseren Tieren oder Energiearbeit. Dennoch bin ich sehr bodenständig und von meinen eigenen Erfahrungen aus dem Rettungsdienst geprägt UND dieses Thema hier hat für mich absolut etwas mit Tierkommunikation zu tun und zwar nicht nur auf einer emotionalen oder telepathischen Ebene, sondern in der praktischen Verbindung. Zu wissen, was unser Tier braucht, seine Rituale, Gewohnheiten oder Verhaltensweisen zu verstehen und diese Kenntnisse im Notfall gezielt weiterzugeben, damit es versorgt wird. Wenn ich mir vorstelle, dass 2-5 Feuerwehrleute in mein Haus kommen, um Loki rauszuholen, weil er allein ist und alle Angehörigen nicht erreichbar sind, dann würde es ihn (oder auch dein Tier vermutlich) sehr verstören. Als eben auch geprägter Hund seiner Erfahrungen aus der Tötungsstationszeit, ist er sehr ängstlich. Männer machen ihm grundsätzlich Angst. Ich würde ihn und uns als Familie sehr wünschen, dass jemand kommt, der ihn kennt. Aber, das Leben spielt eben oft anders und unterm Strich, wäre ich einfach nur dankbar, wenn man ihn findet und in ute Hände bringt. Die meisten Feuerwehrleute haben übrigens eigene Tiere und das was ich gesehen habe, war immer zum Wohle der Tiere. Zurück zum Kern :)
Hier setzt die Tiernotfallkarte an. Sie ist kaum größer als eine Bankkarte (in meinem kostenlosen Download schon, aber faltbar), passt in jedes Portemonnaie und enthält die wichtigsten Informationen: „Achtung, zu Hause wartet ein Tier. Bitte kontaktieren Sie …“ mit den Nummern von einer oder besser gleich zwei Personen, die zuverlässig informiert werden können. So wissen Feuerwehr, Polizei oder Rettungsdienst sofort Bescheid, und dein Tier wird ohne große Umwege versorgt.
Natürlich können wir über Tierkommunikation versuchen, eine Verbindung zu unseren Tieren aufzubauen. Im Ernstfall sind wir jedoch meist nicht in der Lage, telepathischen Kontakt aufzunehmen. Und auch wenn es tröstlich sein kann, die innere Verbindung zu spüren, bleibt die praktische Versorgung entscheidend, der Hund muss Gassi gehen, die Katze braucht Futter oder Medikamente. Die Tiernotfallkarte ist hier eine einfache und konkrete Lösung.
Ich selbst habe während meines Praktikums im Rettungsdienst erlebt, wie groß die Sorge von Unfallpatienten um ihre Tiere ist. Noch bevor an sich selbst gedacht wird, kommt oft die Frage: „Wer kümmert sich jetzt um meinen Hund?“ oder „Meine Katze braucht ihre Medikamente, was passiert jetzt?“ Sorgen, die in einem ohnehin schweren Moment noch zusätzlich belasten. Aus meiner Perspektive als Hundehalterin kenne ich diese Sorge sehr genau, und meine persönlichen Erfahrungen aus dem Rettungsdienst prägen mich dabei nachhaltig.
Die Lösung ist also einfach, eine kleine Karte mit großer Wirkung. Sie kostet höchstens 10 Minuten Zeit, kann kostenlos (ganz unten) heruntergeladen, ausgeschnitten und ausgefüllt werden. Trägst du sie im Portemonnaie, wissen Einsatzkräfte sofort Bescheid. Die Karte ersetzt keine professionelle oder rechtlich abgesicherte Betreuung (es sei denn, es besteht so ein Vertrag), soll aber im Notfall die Versorgung erleichtern. Hier kommt ein Beispiel, du kannst auch deine ganz eigene erstellen.

Kleine Tiernotfallkarte im Portemonnaie mit Kontaktdaten für die Versorgung von Haustieren im Notfall.
So füllst du die Tiernotfallkarte richtig aus
Bevor du die Karte ausfüllst, solltest du ein Einverständnis der Personen einholen, deren Kontaktdaten du angeben möchtest, zum Beispiel von einer Tierpension, Nachbarn oder Angehörigen. Nur so stellst du sicher, dass sich im Notfall wirklich jemand um dein Tier kümmern kann.
Auf die Karte gehören unbedingt folgende Angaben:
Name des Tieres
Art / Rasse (optional, kann im Notfall hilfreich sein)
Besondere Medikamente oder medizinische Bedürfnisse
Futtergewohnheiten oder Allergien
Telefonnummern der Notfallkontakte (mindestens zwei, zuverlässig erreichbar)
Aufbewahrungstipps:
Portemonnaie, immer griffbereit
Handschuhfach im Auto, praktisch für unterwegs
am Kühlschrank, sichtbar für Einsatzkräfte, wenn sie zu dir nach Hause kommen
So stellst du sicher, dass dein Tier im Notfall schnell und gezielt versorgt wird, ohne große Umwege. Es sind halt oft die kleinen Dinge, die im Ernstfall den entscheidenden Unterschied machen, für dich, deine Angehörigen und ganz besonders für dein Tier.
Aufgrund des ehrlichen Miteinanders möchte ich Folgendes betonen: Die Tiernotfallkarte ist nicht meine eigene Idee. Ich habe sie in einem Social-Media-Beitrag des Tierheims Bottrop entdeckt (ob die Idee ursprünglich von dort stammt oder nicht, weiß ich nicht). Dennoch halte ich die Karte für eine sehr sinnvolle Lösung und greife die Idee auf, um sie in meinem Umfeld weiterzugeben, damit noch mehr Tierbesitzer im Notfall vorbereitet sind.
Möge es nie eintreffen, aber gut vorbereitet zu sein, schenkt Sicherheit. Dein Tier wird es dir danken.
Von Herzen
Sonja
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