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AutorenbildSonja Mulde

Mit Tieren aufwachsen


In meiner langjährigen Arbeit als Tierflüsterin kann ich zahlreiche Tiergespräche benennen, in denen es um Familienzuwachs ging. Sowohl tierischen, als auch menschlichen. Paare, die ein Kind erwarten stellen sich zum Beispiel oft die Frage, kann die Katze denn jetzt überhaupt bei uns bleiben oder müssen wir sie abgegeben. Der Hauptgrund für diese Frage ist meist die Angst, von der Katze auf die werdende Mutter übertragbare Infektion, Toxoplasmose. In der Regel bespricht der zuständige Frauenarzt*in eine solche Situation und/oder man bespricht dies zudem mit einem Tierarzt*in. Aus der Sicht vieler Katzen ist es so, dass sie gar nicht verstehen, warum sie abrupt weggegeben oder ferngehalten werden. Das es für Menschen gefährlich werden kann, wissen sie so gar nicht, sie wundern sich häufig nur darüber, dass ihr Mensch ihnen plötzlich aus dem Weg geht. Nicht in allen Fällen, aber in vielen. Zuerst einmal heißt es, keine Panik und die Katze nicht einfach übers Knie gebrochen weggeben, sondern sich ausreichend dazu informieren.



In Tiergesprächen wird auch häufig in etwa sowas gefragt, wenn es um Zuwachs geht:

Ob das überhaupt funktionieren kann? Mit einem kleinen Baby und dem z.B. 7 jährigen Jack Russel Terrier-Mix, der bisher so gar kein Interesse und Freude an Kindern oder Babys gezeigt hat. Kann man Tiere überhaupt auf Zuwachs vorbereiten? Ja man kann und es lohnt sich in jedem Fall. Es ist schon hilfreich, wenn man sich überhaupt schon mit diesem Gedanken befasst und das vorher. Man kann als Tierfreund*in in erster Linie selbst aktiv werden und muss nicht nur darauf hoffen, dass schon alles gut geht wird. Das gibt vielen schon mal ein gutes Gefühl, nicht einfach Tatenlos zu sein und die Zeit vorausschauend dafür zu nutzen, sich gut zu informieren. Man kann auch Tiere fragen lassen und sich in seine Lage versetzten, was brauchst eigentlich DU, damit du dich gut an das dazukommende Baby gewöhnen kannst? Aus tierischer Sicht sind die Antworten sehr unterschiedlich. Einige Hunde wünschten sich in der Eingewöhnungszeit mit dem frisch geborenen Kind >„Einzelzeit“ mit seinen Menschen oder das Baby immer wieder beschnuppern zu dürfen. Mein eigener Hund zum Beispiel war bereits 7 als unser Sohn geboren wurde. Als wir nach der Geburt aus dem Krankenhaus nach Hause kamen begrüßte er uns freudig & wissend, wen wir dabei hatten. Er saß beim Stillen immer an meiner Seite und legte sich zu gern beim Mittagsschläfchen kuschelnd dazu. Er lag sogar zu Beginn tagelang unter dem Zustell- Bettchen, so, als würde er auf unseren Sohn aufpassen und "stille Wache" halten. Sowas ist natürlich ganz wundervoll und wünschenswert, aber eben nicht immer die Regel. Zusätzlich zu den Tiergesprächen wo es ja hauptsächlich darum geht das Tier auf den Zuwachs vorzubereiten, empfehle ich gern auch Kollegen*innen wie Hundetrainer oder andere Spezialisten um sich weitere Tipps einzuholen, damit Sie sich sicher oder wohler fühlen. Denn es gibt einiges was man im Vorfeld und auch nach der Zusammenführung beachten und tun kann, damit für alle Beteiligten der Familie eine entspannte und stressfreie Kennlern-und (neue) Lebensphase entstehen kann. Die Zeit ist sowieso aufregend, man hat an so vieles zu denken, so viele Fragen stehen im Raum und dann darf man als werdende Mutter sich selbst nicht vergessen.

Das ist nun mal Fakt, bis zu einem gewissen Punkt kann man die Tiere und sich selbst auf ein Baby vorbereiten. Und dann nimmt uns das Leben eh an die Hand und wir dürfen damit umgehen lernen und daran wachsen. Die absolute Sicherheit und Garantie gibt es nicht, dass alles so verläuft, wie wir es geplant und vorbereitet haben. Bei der Geburt, bei der Zusammenführung, beim Leben mit Kind und Tier unter einem Dach.



Es ist auf jeden Fall ganz wundervoll wenn ein oder mehrere Tiere in einer Familie leben, in der es entweder bereits Kinder gibt oder noch dazu kommen. Wir können unseren Kindern innige Begegnungen mit Tiergefährten doch nur wünschen. Oder solche ermöglichen und vielleicht erhalten lassen. Kinder, die mit Tieren aufwachsen werden u.a. nicht nur über das Immunsystem davon gestärkt, sondern vor allem, in ihren Beziehungen, in ihrer Empathie. Ich erlebe es häufig, wie Tiere sich über Kinder freuen, die achtsam und respektvoll mit ihnen umgehen. Da sind echte Freundschaften entstanden, die unvergessen sind. Solche, die im Herzen wohnen. Vielleicht haben Sie auch schöne Kindheitserinnerungen vom Urlaub auf dem Bauernhof, Reiterhof, von Tieren die bei Oma & Opa lebten, mit dem eigenen Familienhund?… Oder haben aktuell noch ein Tier an Ihrer Seite? Und wir erinnern uns jetzt gerade gemeinsam beim Lesen dieser Zeilen, was Tiere uns bedeuten, bedeutet haben als Kind und bedeuten können, für unsere (ungeborenen) Kinder.


Kinder haben noch einen ganz natürlichen Zugang zu ihrer Intuition und machen sich keine Gedanken darüber, WIE sie funktioniert. Sie handeln einfach danach. Solange, bis der Verstand "mitspielen" möchte.


Tiere sind ebenfalls in ihren Handlungen allgemein weniger vom Verstand gesteuert oder beeinflusst, als wir Menschen. Sie entscheiden jederzeit instinktiv und spontan. Genauso haben Tiere ein Bewusstsein & ein Gespür dafür, wenn es um Zeit geht. Aus eigenen Beobachtungen wissen Pferde z.B. wann sie in der Winterzeit von der Koppel zum Füttern reingeholt werden und stehen bereits „pünktlich“ am Gatter, wenn ihre Menschen kommen. Die Routine des täglichen raus- und reinbringen zu einer bestimmten Zeit, wird neuen Herdenmitgliedern oder Fohlen sogar vorgelebt und somit weitergegeben. Tierkinder lernen permanent von ihren Elterntieren und diese Zeit des Zusammenseins je nach Rasse, Prägung, DNA und Geschichte ist die Wichtigste Zeit eines jeden neuen Erdbewohners. Das gilt wohl für Tier- als auch für Menschenkinder. Tiere und Menschen benutzen tagtäglich eine lautlose Kommunikationsform um sich neben Lauten und Körperlichkeiten "nah zu sein". Es gibt mehr, als die EINE Sprache, die uns alle miteinander verbindet und das schon lange vor unserer Zeit.

Wir brauchen ganz bestimmt unseren eigenen Weg und unser eigenes Tempo, um uns wieder an unsere, an diese Wurzeln zu erinnern. Dass der Satz, wir sind mit allem verbunden, Tiere absolut mit ein- und nicht ausschließt.



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